Hintergrund: Die Amazonas-Synode

18.08.2018 - Papst Franziskus hat für Oktober 2019 zu einer Bischofssynode in den Vatikan eingeladen, die sich mit der Situation der Gläubigen Amazonas-Region befassen wird. Auf der Tagesordnung stehen die Themen "Neue Wege in der Seelsorge" sowie "Umweltschutz". Da der Priestermangel in der weitläufigen Amazonas-Region noch ein erheblich größeres Problem darstellt als in Europ, wird allgemein erwartet, dass Lockerungen beim Zölibat auf der Agenda der Synode stehen werden.

Die für Oktober 2019 geplante Bischofssynode trägt den Titel "Amazonien - neue Wege für die Kirche und eine ganzheitliche Ökologie". Erste Überlegungen für ein solches Projekt hatte Papst Franziskus bereits im Mai 2017 geäußert. Begonnen habe der Prozess bereits mit seinem Besuch im peruanischen Puerto Maldonado am 19. Januar dieses Jahres, hieß es. Dabei hatte der Papst immer wieder betont, wie wichtig die Erfahrung der indigenen Völker Amazoniens sowohl für die Kirche wie für die ganze Menschheit sei. Zugleich kritisierte er scharf eine wachsende Bedrohung dieser Völker.

Gleichzeitig wird im Zusammenhang mit der Amazonas-Synode darüber spekuliert, ob die Kirche den Pflichtzölibat für Priester teilweise lockert. In dem dünn besiedelten Gebiet mit weit verstreuten Gemeinden gibt es meist zu wenige Priester, um die Seelsorge für alle Gläubigen sicherzustellen. Befürworter einer Lockerung des Zölibats sprechen sich dabei für die Weihe von "viri probati", also lebenserfahrenen ab er verheirateten Männern, aus, um den Problemem zu begegnen. Einen entsprechenden Vorschlag machte etwa der langjährige Amazonasbischof Erwin Kräutler. Zuletzt hatte der Präfekt der Kleruskongregation, Kardinal Beniamina Stella, im Januar eine Prüfung entsprechender Vorschläge in Aussicht gestellt. In einem Interivew mit der Wochenzeitung "Die Zeit" hatte auch Papst Franziskus im vergangenen Jahr erklärt, für eine Debatte über "viri probati" offen zu sein.

Dem Vorbereitungsgremium für die Synode gehören unter Leitung des Generalsekretärs der Bischofssynode, Kardinal Lorenzo Baldisseri, 18 Mitglieder des Synodenrates an sowie 13 externe Experten verschiedener Disziplinen. An dem Treffen nahm auch ein Vertreter indigener Völker aus Amazonien teil. Das Gebiet Amazonien entspricht etwa dem Einzugsgebiet des Amazonas-Flusses in den Staaten Brasilien, Peru, Venezuela, Bolivien und Kolumbien. Es bedeckt fast die gesamte nördliche Hälfte des Kontinents Südamerika und gilt als eines der wichtigsten Ökosysteme der Welt.

Die nächste ordentliche Vollversammlung der Weltbischofssynode ist für Oktober 2018 angesetzt. Die Bischöfe sollen dabei im Vatikan zum Thema "Jugend, Glaube und Berufungsunterscheidung" beraten. Versammlungen, die sich mit der Situation der Kirche in bestimmten Regionen befassen, hatte es in Form von Sondersynoden bereits mehrfach gegeben. Zuletzt diskutierten die Bischöfe der Weltkirche im Jahr 2010 über die Kirche im Nahen Osten, 1997 hatte es eine Synode zur Kirche in Amerika gegeben.

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